Impfungen - Vom Sinn und Unsinn des Impf-Wahns bei Tieren


Text von Frau Dr. Jutta Ziegler

 

Das Impfen ist - sowohl beim Menschen als auch bei unseren Haustieren - ein seit Jahren kontrovers diskutiertes Thema. Doch während beim Menschen die meisten Impfungen, wenn überhaupt, nur einmal im Leben oder alle sieben bis zehn Jahre verabreicht werden, herrscht in der Veterinärmedizin ein regelrechter Impfwahn - und dies ganz sicher nicht zum Besten unserer Tiere!

 

Ganz im Gegenteil: Es war und ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass Hunde und Katzen nach mehrfacher Grundimmunisierung im Baby- bzw. Welpen-Alter in jährlichen Abständen mit immer neuen Impf-Dosen traktiert werden müssen. Gleichwohl praktizieren nach wie vor viele Tierärzte die „Impfung gemäß Beipackzettel“. Das Missverständnis, das zu dieser Impf-Wut geführt hat, ist allerdings schnell gelöst: Die Hersteller der verschiedenen Vakzine (Tierimpfstoffe) schreiben seit Jahrzehnten in ihren Gebrauchsinformationen, dass eine jährliche Wiederholung der Impfung „empfohlen“ sei. Des Rätsels Lösung dafür ist, dass die Impfstoff-Hersteller sowohl in den USA als auch in Europa für die amtliche Zulassung ihrer Präparate nicht verpflichtet sind, die tatsächliche Dauer des Immunschutzes („duration of immunity“ - DOI) im klinischen Verlauf zu testen und nachzuweisen. Stattdessen wird maximal der Ein-Jahres-Zeitraum geprüft, der nichts über den wirklichen Zeitraum des Schutzes aussagt - und dieser hält i. d. R. ein Hunde- oder Katzenleben lang! Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob gerade zu häufiges Impfen nicht kontraproduktiv ist und die Tiere unnötigen Gefahren aussetzt.

 

Um sich jedoch solch optionale, zwar freiwillige, aber komplexe und äußerst kostenintensive Tests zu ersparen und rechtlich abgesichert zu sein, schreiben die Hersteller stattdessen die „Empfehlung zur jährlichen Wiederauffrischung“ in den Beipackzettel - und diese Empfehlung wird oft arg- und fraglos in die Tat umgesetzt. Dass die berühmte Frage „Cui bono?“ (Wem nützt es?) ggf. auch noch damit beantwortet werden kann, dass Hersteller und Tierarzt natürlich umso mehr verdienen, je öfter sie die Spritze setzen, ist ein weiterer Aspekt.

 

Doch Gott sei Dank hinterfragen auch immer mehr Kollegen und Tierhalter diese unsinnige Vorgehensweise, und so ist Bewegung in das bis vor kurzem statische Weltbild der Impfungen beim Tier geraten: Gerade in den USA haben sich Forscher des Themas angenommen und festgestellt, dass Auffrischungsimpfungen in den allermeisten Fällen vollkommen überflüssig sind. Abgesehen von riskanten Nebenwirkungen verpufft die Auffrischung sichtlich. Denn durch die bereits vorhandene Immunität des Tieres wird der Impfstoff vom Immunsystem unschädlich gemacht, ebenso wie das Immunsystem es mit dem tatsächlichen Erreger machen würde, wenn das Tier damit in Berührung käme. Auf Basis dieser Forschungsarbeiten haben die „American Association of Feline Practitioners (AAFP) und die Acadamy for Feline Medicine (AFM) Ende 1997 in den USA z. B. ein neues Impfschema für Katzen beschlossen und empfehlen nach der Grundimmunsierung des Tieres immerhin nur noch dreijährige Auffrischungsintervalle. Dass diese Empfehlung nur langsam „über den großen Teich“ zu uns schwappt und nur zögernd umgesetzt wird, liegt in der Natur des Umdenkens bzw. Umlernens begründet und hängt auch mit dem Gedanken an das Portemonnaie zusammen. Aber immerhin, wenn auch nach wie vor willkürlich: In Deutschland z. B. sind seit einiger Zeit Kombiimpfpräparate auf dem Markt, deren Intervall-Empfehlung bei vier Jahren liegt.

 

Die Risiken des Impfens

Das Impfen ist - wie beim Menschen - stets mit Risiken behaftet. Auch bei Hunden und Katzen kann es zu kritischen Reaktionen des Organismus kommen: Am häufigsten kommt es nach aktueller Informationslage zu anaphylaktischen Schocks, Atemnot, Erbrechen, Durchfall, Fazialödemen (Kopfschwellungen) und Pruritus (Juckreiz), außerdem können Autoimmunkrankheiten, Polyarthritis, bakterielle Infektionen, Ohren- und Harnweginfektionen sowie auch Verhaltens- und Wesensstörungen die Folge sein.

Impfsarkome - eine Gefahr für Katzen

Besonders problematisch stellen sich die potentiellen Impf-Nebenwirkungen bei Katzen dar. Katzen reagieren auf Injektionen weitaus empfindlicher als andere Kleintiere, da sie eine starke Neigung zur Entartung der Zellen aufweisen. Darüber hinaus reichern manche Hersteller ihre Impfpräparate mit sog. Adjuvantien an, die die Immunreaktion des Tieres auf den Impfstoff verstärken sollen. Allerdings sind Adjuvantien chemische Zusatzstoffe, meist Aluminiumsalze oder Thiomersal (Quecksilber), und gelten mittlerweile als Verursacher für das gefürchtete Impfsarkom.

Diese Fibrosarkome, bösartige, schnell wachsende und streuende Tumoren, die bei Katzen nach einer Impfung direkt an der Impfstelle entstehen können, müssen dann meist operativ entfernt werden - dies bewirkt nicht automatisch eine Heilung. Denn Sarkome wachsen leider rasch nach.

Impfen - aber richtig!

Allen verantwortungsbewussten Tierhaltern, denen das Wohlergehen ihrer Tiere am Herzen liegt, möchte ich folgende Impf-Schemata ans Herz legen:

Die Impfung bei der Katze:

  • Katzenschnupfen und Katzenseuche:Leider gibt es keine alleinige Katzenseucheimpfung, sondern nur in Kombination mit Katzenschnupfen. Die Katzenschnupfenimpfung ist ähnlich wie die Grippeimpfung beim Menschen und nur gegen einzelne Erreger gerichtet, die sich ständig verändern können und ist deswegen wenig sinnvoll. Außerdem kann durch eine Katzenschnupfenimpfung, genau diese Erkrankung ausgelöst werden. Zur Grundimmunisierung empfehle ich eine 2 malige Kombinationsimpfung im Abstand von 4 - 6 Wochen ab einem Alter von 9 Wochen. Ältere ungeimpfte Katzen brauchen auch gegen Katzenseuche nicht mehr geimpft zu werden.
  • Leukose: Auch hier hält die zweimalige Grundimmunisierung ein Leben lang. Diese Impfung ist nur bei Welpen und Jungtieren in Tierheimen, Tierpensionen und dergleichen, sinnvoll sonst kann auf die Leukoseimpfung verzichtet werden. Bei älteren Katzen kommt sie in Betracht, wenn mehrere Katzen zusammen leben bzw. einzelne Tiere bereits infiziert sind. Doch auch dann schützt die Impfung ein noch gesundes Tier nicht immer.
  • Tollwut: Diese Impfung sollte nur erfolgen, wenn Sie Ihr Tier mit ins Ausland nehmen. Da es keine adjuvansfreien Impfstoffe gibt, sollte auf Rhabdomun und Enduracell T bestanden werden, da diese für mindestens vier Jahre schützen. Mittlerweile gibt es einen adjuvansfreien Tollwutimpfstoff auch für Katzen, für einen Schutz von mindestens vier Jahren. Tollwut sollte nie unter einem Alter von 6 Monaten geimpft werden und nie in Kombination mit anderen Impfstoffen.
  • Impfungen der Katze, die nichts bzw. fast gar nichts bringen:

FIP (Feline infektiöse Peritonitis): Hier ist das Risiko, den Krankheitsausbruch gerade durch die Impfung zu fördern, sehr hoch!

Chlamydien: Die Schutzwirkung ist sehr schlecht; stattdessen ist das Risiko der Nebenwirkungen sehr hoch.

Hautpilz: Ein neuer Impfstoff soll die Heilung bei Pilzerkrankungen angeblich beschleunigen. Bei den offiziellen Meldungen zu Nebenwirkungen wird dieser Impfstoff jedoch häufig genannt. Hautpilze treten bei Katzen vor allem auf, wenn sie Stress ausgesetzt sind und zu mehreren auf engem Raum leben. Präventive Hygienemaßnahmen sind hier allemal sinnvoller als diese fragwürdige, auch von vielen Katzenhaltern negativ bewertete Impfung.